Vitalpilz Coriolus versicolor – Schmetterlingstramete

Coriolus – Interessantes über diesen faszinierend schönen Heilpilz

Schmetterlingstramete Coriolus versicolorDer Vitalpilz Coriolus ist Bestandteil uralter chinesischen Arzneiwerke über medizinische Kräuter, beispielsweise dem Shennong Ben Cao Jing“, das aller Wahrscheinlichkeit nach in der Han Dynastie (vermutlich 200 v. Chr.) verfasst wurde, möglicherweise aber sogar weit ältere Daten enthält. Im Buch der heilenden Kräuter (Ben Cao Gang Mu) des berühmten chinesischen Arztes und Naturforschers Li Shi Zhen (1518 – 1593) heißt es die regelmäßige Einnahme der Schmetterlingstramete habe ausgezeichnete gesundheitsfördernde Wirkungen und fördere ein langes Leben.

Wiederentdeckt wurde der Pilz erst vor 40 – 50 Jahre. Mitte der 70er Jahre erfuhr ein Chemieingenieur der japanischen Firma Kureha Chemical Industry, dass sich sein Nachbar gegen die konventionelle Behandlung seines Magenkrebsleidens entschieden hatte und stattdessen mehrere Monate einen Tee aus dem Schmetterlingsporling brühte. Zu seinem Erstaunen genas der Mann vollständig. Der Ingenieur war derart fasziniert davon, dass er beschloss seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Schließlich gelang die Isolierung zweier Polysaccharide (Proteoglycane) aus dem Mycelium und die Identifizierung eines wirkstoffreichen Pilzstammes. Der Wirkstoff wurde 1969 als Polysaccharid K oder kurz PSK bzw. Krestin eingeführt.

Nach einer ganzen Reihe von Laboruntersuchungen an Tieren und anschließenden klinischen Studien, wurde die Antitumorwirkung auch wissenschaftlich nachgewiesen und Krestin 1977 vom japanischen Gesundheitsministerium zur begleitenden Behandlung bei Krebserkrankungen zugelassen. Einige Jahre später gelang es dem Chinesen Yang eine noch stärker wirksame Verbindung aus einem anderen Pilzstamm zu gewinnen. Diese wurde unter dem Namen PSCP oder PSP (Polysaccharid Protein Complex) 1992/93 von der chinesischen Regierung offiziell als Medikament zugelassen. In anderen Teilen der Welt sind die beiden Medikamente noch immer nicht offiziell zugelassen oder ihr Einsatz wurde sogar untersagt. Dies liegt nicht an der fehlenden Wirksamkeit, sondern daran, dass sich die zugrundeliegenden Wirkungen nicht pharmakologisch exakt einem einzelnen Wirkstoff zuordnen lassen, da es sich um einen Heißwasserextrakt aus dem Pilzmycel handelt. Und die Moral von der Geschichte: Bürokratie siegt über den gesunden Menschenverstand.

1989 publizierten die beiden Wissenschaftler Jong und Donvick vom amerikanischen National Cancer Institute eine ausführliche Übersicht über Pilzinhaltsstoffe mit antiviraler und Antitumorwirkung. Darin beschrieben sie die nachweisliche Wirksamkeit von PSK und PSP bei der Behandlung zweier aggressiver Tumorerkrankungen (Ehrlichkarzinoms und Sarkom 180) der Maus. Was außerdem auffiel, war das Fehlen der üblicherweise beobachteten schweren Nebenwirkungen der konventionellen Chemotherapeutika. Bis heute erhärten wissenschaftliche Studien die bereits gemachten Befunde und förderten außerdem die immunstimulierende und antibakterielle Wirkung der beiden Verbindungen zutage. Momentan werden sie als Begleitmedikament einer konventionellen Krebstherapie in Japan, China und Australien eingesetzt.

Der Vitalpilz Coriolus ist vor allem in Asien und Südamerika bekannt. Allerdings sind Schmetterlingstrameten auch hierzulande beheimatet und durchaus häufig. Der Pilz wächst auf totem Holz, wird mittlerweile aber auch gezüchtet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird er als Vitalpilz und Heilpilz schon lange eingesetzt. Vor allem bei der Behandlung von durch Viren und Bakterien hervorgerufene Erkrankungen, wie Grippe, Schnupfen, Gürtelrose und Herpes, aber auch bei der tückischen, durch Zecken verbreiteten Borreliose leistet er gute Dienste und wurde deshalb auch bereits in mehreren Studien hinsichtlich seiner medizinischen Wirkungen untersucht. Da Viren mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Krankheitsbild des Chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) mit verursachen, wird er auch zu dessen Behandlung von Mykotherapeuten gerne eingesetzt. Ebenfalls zum Einsatzspektrum des Pilzes gehören eine allgemeine Immunschwäche und durch Candida albicans verursachte Erkrankungen.

In Europa galt der Vitalpilz Schmetterlingstramete lange Zeit als uninteressant, da er sich als Speisepilz nicht eignet und wenn überhaupt nur zur Dekoration verwendet wurde. Inzwischen setzt sich dieser Heilpilz auch bei uns immer mehr durch und wird wegen seiner Inhaltsstoffe sehr geschätzt.

Was macht Coriolus – Schmetterlingstramete als Medizinalpilz so besonders?

Die Heilpilz Coriolus ist ein ausgezeichneter Lieferant von proteingebundenen Polysacchariden, die erst während der Verdauung aufgespalten werden und als biological response modifier (BRM) gelten. Das bedeutet, dass damit zum Beispiel Immunreaktionen bei Heilungsprozessen positiv beeinflusst werden können. Seine immunstärkende Wirkung ist sowohl für gesunde als auch für kranke Menschen von Interesse.
Vor allem bei der begleitenden Krebstherapie, aber auch bei Erkrankungen von Brust, Darm und Magen werden den Polysacchariden aus der Schmetterlingstramete positive Wirkungen zugeschrieben. Die im Pilz enthaltenen Wirkstoffe scheinen aber auch dafür zu sorgen, dass das Immunsystem angeregt wird. Studien aus dem Jahr 2012 zeigen, dass bei Brustkrebspatienten ein signifikanter Anstieg der Immunzellen (Lymphozyten und Leukozyten) erfolgte.

Durchschnittliche Zusammensetzung und Nährwerte von 100 g Trockenmasse:

Brennwert/Kalorien: 369
Eiweiß/Protein, g/100g: 11,0
Fett, g/100g:Davon gesättigte Fettsäuren, g/100g :Davon ungesättigte Fettsäuren,g/100g : 1,51 – 0,06 – 0,32
Kohlenhydrate, g/100g: 78,0
Ballaststoffe, g/100g: 71,3
Vitamin B1 (Thiamin), mg/100g: 0,07
Vitamin B2 (Riboflavin), mg/100g: 1,06
Vitamin B3 (Niacin), mg/100g: 9,30
Vitamin B5 (Panthothensäure), mg/100g: 1,70
Vitamin D, ug/100g: 62
Kupfer,  mg/100g: 0,65
Eisen,  mg/100g: 8,7
Selen, mg/100g 0,007
Kalzium, mg/100g: 34
Kalium, mg/100g: 570

Tabelle aus: Stamets, Paul: Mycelium Running: How Mushrooms Can Help Save the World; Speed Press Berkely 2005, S: 202-203

Die ersten Studien über diesen Pilz sagen ihm auch eine antioxidative Wirkung bei belasteten Leberzellen nach. Er könnte somit die Nebenwirkungen anderer Medikamente mildern und so als Vitalpilz für mehr Lebensfreude sorgen.

Fruchtkörper Coriolus Vitalpilz

Fruchtkörper Coriolus Vitalpilz

Der Heilpilz Coriolus ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, zum Beispiel Provitamin D. Der Vitalpilz Coriolus wird wegen seiner Polysaccharide als natürliches Mittel bei entzündlichen Prozessen aller Art genutzt.

Der Medizinalpilz wird besonders bevorzugt bei Entzündungen des Darms, der Leber, Prostata, Eierstöcken und der Haut eingesetzt.

Über den Autor

Literatur:

Guthmann – Heilende Pilze die Arten der Welt, 2. Aufl. Quelle Meyer Verlag 2020

Rebensburg, Kappl (2020) Gesund mit Heilpilzen, Riva Verlag, München

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