Herkunft und Besonderheiten des Cordyceps Vitalpilz
Weitere Cordyceps Pilze Bezeichnungen: Dong Chong Xia Cao, Tochukaso, Yartsa Gunbu, Catepillar fungus, Awheto, Raupenpilz. Puppenkeule
Der Vitalpilz Cordyceps, auch als „Chinesischer Raupenpilz“ bekannt, stammt ursprünglich aus Tibet, wo er in einer Höhe bis 5000m wächst.
Seine natürliche Nahrungsgrundlage ist nicht, wie bei anderen Pilzen, Holz oder ein sonstiges pflanzliches Substrat, sondern eine Raupenart. Der Cordyceps Pilz befällt die Raupen unter der Erde, tötet sie ab und im Frühjahr wächst sein gestielter, keulenförmiger, brauner Fruchtkörper 5 – 15 cm hoch aus der Erdoberfläche.
Cordyceps ist ein exzellenter Vitalpilz. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin stärkt er die Lebenskraft Qi und verleiht in bemerkenswerter Weise Kraft, Ausdauer und Willensstärke.
Heilpilz und chinesisches Allheilmittel
Der Vitalpilz Cordyceps, das berühmte chinesische Allheilmittel, wird schon lange als natürliches Antibiotikum genutzt. Der Pilz aktiviert auch das „Wohlfühlzentrum“ im Gehirn und sorgt für eine aufgeschlossene und aktive Lebenseinstellung.
Besonders bekannt geworden ist der Heilpilz Cordyceps als Aphrodisiakum. Durch seine anregende Wirkung auf die Geschlechtsorgane fördert er die sexuelle Aktivität und hilft bei sexuellen Funktionsstörungen und auch bei unregelmäßiger Menstruation. Eine Erklärung hierfür ist seine nachgewiesene Einflussnahme auf das neuroendokrine System. So stimuliert der Cordyceps-Pilz z.B. die Hormonfreisetzung aus der Nebennierenrinde, wodurch er Stress und Depressionen nachhaltig abbaut. Der Cordyceps Pilz beruhigt Emotionen und lindert Schlaflosigkeit.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten des Cordyceps Heilpilz
Auch von Sportlern wird der Vitalpilz gerne genommen, da er eine bemerkenswerte leistungssteigernde Wirkung besitzt. Asiatische Olympioniken nehmen den Pilz von jeher zu sich. Zum einen, um ein hohes Leistungsniveau bei den Wettkämpfen zu erreichen, aber auch, um sich von den Trainingsanstrengungen zu erholen, denn der Pilz bewirkt eine schnellere Regeneration der Muskeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die positive Wirkung des Cordyceps auf die Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Blutes und damit auf die Atmungsorgane und das gesamte Herz- Kreislaufsystem zumindest ein Grund für die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und der Ausdauer ist.
Der Heilpilz Cordyceps ist hilfreich bei Gelenk- und Muskelschmerzen sowie bei Rheuma. Er schützt und stärkt die Nieren, die Lunge und die Leber. Ebenso erfolgreich wirkt der Vitalpilz bei Blutarmut, Schwäche und chronischer Müdigkeit, bei Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis und als natürliches Antibiotikum bei bakteriellen Entzündungen. So belegen Studien, dass der Vitalpilz Cordyceps z.B. das Wachstum von Clostridium ssp. stoppt, wobei es nicht zu einer Zerstörung von der natürlichen Bifidobakterien und Laktobazillen kommt, wie etwa beim Einsatz von antibiotischen Medikamenten der Schulmedizin.
Cordyceps stimuliert nachhaltig das Immunsystem und wird bei AIDS und in der Krebstherapie empfohlen. Bei letzterer lindert er auch merklich die Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie.
Puppenkernkeule – Cordyceps militaris
Die Puppenkernkeule gehört wie der Chinesische Raupenpilz (Cordyceps sinensis) zur Gattung Cordyceps und teilt mit diesem die parasitäre Lebensweise auf Insektenlarven. Anders als der Chinesische Raupenpilz ist die Puppenkernkeule allerdings weltweit verbreitet und kommt auch hierzulande vor. Wegen ihrer medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe wird sie seit Jahren ebenfalls wissenschaftlich intensiv untersucht.
Ausführliche Informationen zur Analytik wichtiger Inhaltsstoffe beider Arten finden sich bei Li et al. (2006).
Die Puppenkernkeule (Cordyceps militaris) enthält die vom Chinesischen Raupenpilz bekannten Nucleotide, beispielsweise Cordycepin, Uracil und Inosin, außerdem den Zuckeralkohol Cordycepinsäure (Mannitol). Neben Polysacchariden enthält der Cordyceps militaris auch Macrolide und Cepharosporolide. Das Polysaccharid Cordlan induziert die Reifung von Dentritischen Zellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen.
Es gibt eine Vielzahl von Publikationen, die sich mit der krebshemmenden Wirkung der Puppenkernkeule befassen. Lebensweise und Inhaltsstoffe des Pilzes stimmen mit dem des chinesischen Raupenpilzes in großen Teilen überein. Aus diesem Grund verwundert es kaum, dass er ähnlich einsetzbar ist. Eine ausführliche Aufstellung der medizinischen Indikationsgebiete der Puppenkernkeule findet sich bei Das et al. (2010).
Cordyceps sinensis & Cordyceps militaris
Cordycepsarten benutzen in erster Linie Motten- und Schmetterlingslarven, aber auch andere Insekten und deren Puppen als Wirt. Dabei müssen sie sich gegen die natürliche Abwehr ihrer Wirte durchsetzen und es ist beeindruckend, welches Arsenal an Wirksubstanzen sie dabei aufbauen. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass Cordyceps sinensis, der im tibetanischen Hochland zu Hause ist und Cordyceps militaris, den man in Europa, aber auch in Amerika findet, vom Wirkstoffspektrum vergleichbar und vom Wirkprofil identisch kraftvoll sind.
Bei uns wurde der Chinesische Raupenpilz durch die Legende bekannt, wonach Hirten im tibetanischen Hochland bei ihren Yaks eine unbändige Vitalität und Widerstandsfähigkeit beobachteten. Die Suche nach der Ursache dieses Phänomens brachte sie auf den Cordyceps, der sich ab ca. Mitte April als brauner Halm aus dem Erdreich reckt. Bis es so weit ist, dass ein Pilz das Sonnenlicht erblickt, vergehen in diesem rauen Klima 5 Jahre. Natürlich schreitet die Entwicklung der Cordyceps Pilz Arten in wärmeren Regionen wesentlich schneller voran.
Die Einheimischen Tibeter nannten diesen Pilz Yartsa Gunbu, was übersetzt „Sommergras, Winterraupe“ bedeutet. Sie wussten den aufbauenden, belebenden Effekt der Pilze seit alters her zu nutzen, schriftlich festgehalten wurde er aber erstmals in der Tang-Dynastie um 620 n. Chr.. Den Findern brachten die mumifizierten Raupen ein kleines Vermögen ein, denn sie wurden dafür vom Kaiser reich entlohnt.
Durch die chinesische Medizin sind die Raupenpilze und ihre Fähigkeiten in den Focus der Öffentlichkeit gerückt und heute ist der Pilz mindestens genauso gefragt wie zu Zeiten der Chinesischen Kaiser, was sich für die Bergwelt Tibets zu einer ökologischen Katastrophe ausgewachsen hat. Ganze Clans versuchen im Frühjahr, sich mit der Suche nach dem Kraftspender den Lebensunterhalt zu sichern. Sie „pflügen“ ganze Berghänge um und hinterlassen in dem fragilen Ökosystem der Bergwelt Verwüstung und Müll. Schon aus diesem Grund ist es erfreulich, dass zum einen mittlerweile sicher ist, dass die Raupenpilze vom Wirkstoffprofil auf allen Kontinenten vergleichbar potent sind und es außerdem gelungen ist, den Vitalpilz entweder in Nährlösungen, oder auf Getreidesubstrat zu züchten. Somit ist es aus Sicht des Umwelt- und Artenschutzes vertretbar, die Vitalpilze zu nutzen.
Medizinisch wichtige Substanzen und mögliche Einsatzgebiete
Mit Adenosin, Guanosin, Cytidin, Thymidin und Uridin stehen reichlich aktive Grundbausteine der RNS, für eine Optimierung der Energiegewinnung und Enzymaktivität zu Verfügung. Sogar Inosin, was derzeit zur Anwendung bei Parkinsonpatienten getestet wird, findet sich in Yartsa gunbu, wobei schon die positive Wirkung der Raupenpilze auf den Dopaminhaushalt den unterstützenden Einsatz bei der Parkinsonerkrankung empfehlenswert macht. Zur Stärkung und Modulation des Immunsystems, gegen erregerbedingte Erkrankungen und Krebszellen, stellt uns die Cordycepsfamilie mehrere Polysaccharide zur Verfügung. Sie sind aufgebaut aus Galactose, Glucose und Mannose, darunter spezielle Glucane mit verzweigten Seitenketten. Mit Cordycepin steht den Polysacchariden das Adenosinderivat, 3‘-Deoxyadenosine wirkstark gegen Krebserkrankungen zur Seite. Auch der elementar wichtige Neurotransmitter Gamma- Aminobuttersäure (GABA), der einen erheblichen Einfluss auf die psychische Verfassung hat, steht neben der ebenfalls auf das Gefühlsleben wirkende Aminosäure L-Tryptophan, reichlich zur Verfügung. L-Tryptophan als Baustein für Serotonin ist fähig, die Stimmungslage zu verbessern und sorgt für einen erholsamen Schlaf. L-Arginin, eine weitere Aminosäure, wird seit langem wegen ihrer positiven Effekte auf die Verbesserung der Leistungen bei Stress und zur Steigerung der Potenz genutzt. Auch für die Senkung des Blutdrucks durch Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) und der dadurch erfolgenden Vasodilatation mit Verbesserung des Blutflusses ist L-Arginin bekannt.
Wie der Champignon, Shiitake und der Austernseitling (Pleurotus), ist auch der Raupenpilz durch seinen Lovastatin Anteil ein hervorragender Cholesterinsenker. Zusätzlich steht, wie in Pilzen üblich, Ergosterol als Wachstumspromoter und als Vorstufe von Vit. D3, reichlich zur Verfügung. Durch Studien nachgewiesen ist des Weiteren eine beeindruckend schützende und regenerierende Wirkung auf die Funktionsgewebe von Nieren und Leber.
Besonders interessante Indikationen von Cordyceps sinensis und Cordyceps militaris:
- Erhöhung der Sauerstoffaufnahme ins Blut, Förderung der allg. Leistungsfähigkeit
- Müdigkeit, körperliche Erschöpfung und Rekonvaleszen, chronisches Müdigkeitssyndrom
- Psychische Erschöpfung bis mittlere Depression
- Stärkung der Sexualfunktion bei Mann und Frau, Impotenz und Sterilität
- Hormonelle Regulationsstörungen
- Allergien und Autoaggressive Erkrankungen und Asthma
- Niereninsuffizienz
- Virus Hepatitis und andere chronische Lebererkrankungen
- Blutzucker- und blutfettsenkende Eigenschaften
- Antithrombotisch
- Zur Behandlung von Bluthochdruck
- Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
- Stärkung der inneren Organe (Niere, Leber, Herz und Lunge)
- Immunstimulierende Eigenschaften
- Antitumorwirkung (Vorbeugung und Behandlung)
Cordyceps in der Traditionellen Chinesischen Medizin
- stärkt Nieren-Jing
- Nieren-Yang und Lungen-Yin
- transformiert Schleim
- stoppt Husten
- stärkt Wei Qi
- Traditionell bei Schwäche, zur Verjüngung, Steigerung der Libido
- Bei Lungen- und Nierenerkrankungen, Optimierung des Immunsystems
Literatur
Guthmann – Heilende Pilze die Arten der Welt, 2. Aufl. Quelle Meyer Verlag 2020
Rebensburg, Kappl (2020) Gesund mit Heilpilzen, Riva Verlag, München
Russel R. et al. (2008) Review – Cordyceps – A traditional Chinese medicine and another fungal therapeutic biofactory? Phytochemistry 69: 1469 – 1495
Täsch Furger M. (2008) Yar rtswa dgunbu (Yartsa gunbu) Die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen der Sammlung und des Handels des Raupenkeulenpilzes in Dolpo (Nepal). Projektarbeit, Universität Zürich
Yamada H. et. al. (1984): Structure and antitumor Activity of an alkali-soluble Polysaccharide from Cordyceps ophioglossaides, Carbohydrate Research, 125, 107-115
Yoshikawa N. et al. (2004) Antitumour activity of cordycepin in mice. Clin. Exp. Pharmacol. Physiol. 31 S 51–S53
Zhou X. et al. (2009) Cordyceps fungi: natural products, pharmacological functions and developmental products, Journal of Pharmacy and Pharmacology 61: 279 – 291
Zhu J. S. et al. (1998) Cordyceps sinensis: the scientific rediscovery of an ancient Chinese herbal medicine. Journal of Alternative and Complementary Medicine 4(3): 289 – 303 & 4(4): 429 – 456
Effect of Cs-4® (Cordyceps sinensis) on Exercise Performance in Healthy Older Subjects: A Double-Blind, Placebo-Controlled Trial 2010
The genus Cordyceps: a chemical and pharmacological review 2012. pdf. Datei zu einer ausführlichen Cordyceps Review (englisch)
Weitere Studien zu Cordyceps sinensis und Cordyceps militaris finden Sie unter www.pubmed.org