Vitalpilz Austernseitling – Pleurotus ostreatus
Der Austernseitling – ein typischer Winterpilz
Weitere Bezeichnungen für den Pleurotus:
Austernpilz, Austernsaitling, Kalbfleischpilz, Oyster Mushroom, Hiratake, Pin Gu
Der Austernpilz ist ein hierzulande typischer Winterpilz und tritt teilweise häufig auf abgestorbenen Buchen oder an alten Alleebäumen auf. Fundstellen bringen über etliche Jahre hinweg immer wieder neue Pilze hervor. Zusammen mit dem verwandten Kräuterseitling und farbigen Verwandten wie dem gelben Limonenseitling und dem rosafarbenen Rosenseitling sind Seitlinge inzwischen aber auch ganzjährig als Zuchtpilze erhältlich und sehr beliebt.
Ein großer Vorteil der Seitlinge ist ihre einfache Kultivierbarkeit. Sie sind sehr durchsetzungsstark und wachsen sogar auf altem Zeitungspapier oder Kaffeesatzresten. Weltweit werden sie in riesigen Mengen angebaut und könnten zukünftig auch bei der Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung mit billigem Eiweiß eine Rolle spielen. Alle Arten zeichnen sich nicht nur durch einen ausgezeichneten Geschmack aus, sondern besitzen auch eine an Fleisch erinnernde, angenehme Konsistenz und können wegen ihrer Größe auch gut paniert werden.
Ihre kulinarischen Referenzen sind aber nicht das einzige, was diese Pilze interessant macht. Sie enthalten eine ganze Reihe medizinisch interessanter Polysaccharide und Lektine. Der Austernpilz und seine Verwandten spielen als Heilpilze in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine große Rolle und werden unter anderem bei der Behandlung von Hexenschuss und hohen Cholesterinwerten eingesetzt.
Besonderheiten des Medizinalpilzes Pleurotus
Der Vitalpilz Pleurotus enthält verschiedene Vitamine des B-Komplexes, zum Beispiel B1, B2, B5, B6 und B7. Diese sind vor allem zur Energiegewinnung und -umwandlung im menschlichen Organismus notwendig und werden in der Regel über den Verzehr von Fleischprodukten aufgenommen. Wo sich das aus medizinischen, religiösen oder moralischen Gründen verbietet, sind Vitalpilze eine gute und leckere Alternative, um eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung zu gewährleisten.
Etwa ein Viertel der Trockensubstanz des Heilpilzes Pleurotus besteht aus Proteinen. Der Medizinalpilz Pleurotus enthält außerdem eine Vielzahl von lebenswichtigen Aminosäuren und Folsäure, die eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Blutbildung und dem Wachstum des Knochenmarks spielt. Insbesondere Schwangere haben oft einen Mangel an Folsäure. Das ebenfalls enthaltene Vitamin D fördert das Wachstum von Knochen und Knorpeln und kann zur Vorbeugung von Osteoporose beitragen.
Eine weitere sehr wichtige Inhaltsstoffgruppe des Vital- und Heilpilzes Pleurotus sind seine Polysaccharide. Alkoholische und wässrige Extrakte des Austernpilzes zeigen eine ausgeprägte antioxidative Wirkung, das heißt sie schützen den Organismus vor freien Radikalen. Man nimmt heute an, dass die Körperzellen durch oxidativen Stress im Laufe des Lebens zunehmend geschädigt werden. Diese Schäden stehen in engem Zusammenhang mit Leiden wie Krebs; Morbus Alzheimer, Arteriosklerose und vielen chronischen Erkrankungen. Nicht zuletzt der gesamte Alterungsprozess mit seinen vielfältigen Verfallserscheinungen steht auf der Ebene des Gewebes in engem Zusammenhang mit Schäden, die durch Radikale verursacht werden.
Viele Polysaccharide zeigen im Tierversuch oder mit Zellkulturen (z.B. Sarkom-180 ein Tumor des Bindegewebes; HL-60 Leukämiezellen, HT-29 Dickdarmkrebs, und Brustkrebszellen) ihre krebswachstumshemmende Wirkung. Die Anwendung von speziellen Inhaltsstoffen (insbesondere Beta-D-Glucane, z.B. „Pleuran“) aus dem Austernpilz ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen mit Krebszelllinien. Im Reagenzglas hemmen Extrakte aus verschiedenen Austernpilzen deutlich das Wachstum entarteter Zellen. Sie stimulieren die Aktivität natürlicher Killerzellen. Darüber hinaus bewirken die Pilzwirkstoffe ein Wiederanschalten eines Vorganges, der als Apoptose bezeichnet wird. Die Apoptose ist ein überaus wichtiges zellinternes Programm, das im Falle einer Schädigung oder Entartung, zum Selbstmord der Zelle führt. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die Tatsache, dass die Inhaltsstoffe gegen Krebszellen wirken, dabei aber keine nennenswerten Schädigungen des restlichen Organismus auftreten. Möglicherweise wird in den nächsten Jahren das eine oder andere aus Austernpilzen gewonnene Präparat Eingang in die konventionelle Therapie von Krebserkrankungen finden.
Was macht den Austernseitling als Vitalpilz und Heilpilz so besonders?
Was den Austernpilz Pleurotus aus anderen Vitalpilzen hervorhebt, ist seine probiotische Wirkung. Er ist reich an Ballaststoffen, die einen positiven Effekt auf die natürliche Bakterienflora des Darms ausüben. Wenn wir uns bewusstmachen, dass der Darm unsere größte Austauschfläche mit der Umwelt ist, wird sofort klar wie wichtig ein gesunder Darm für den gesamten Organismus ist. Nach einer überstandenen Behandlung mit Antibiotika kann der Pilz dazu beitragen, unsere natürlichen Darmbakterien zu stärken und rasch wieder eine geregelte Verdauung herzustellen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) sagt dem Vitalpilz Pleurotus außerdem positive Einflüsse auf das Knochenwachstum, den Stoffwechsel und die Blutbildung nach. Sie verwendet den Austernseitling außerdem zur Stärkung des Venensystems und bei Muskel- und Sehnenbeschwerden, außerdem bei Kreuzschmerzen, Hexenschuss, Gliederstarre und zur Blutbildung.
Der Pilz wirkt ferner entzündungshemmend, schützt vor Thrombosen und ist immunmodulierend. Die immunmodulierende Wirkung ist für die Gesundheit von besonderer Bedeutung, weil der Pilz das Immunsystem zwar stärkt, dabei aber keine überschießende Immunantwort provoziert. Überschießende Immunreaktionen spielen unter anderem bei Allergien eine Rolle und verursachen Symptome wie Mattigkeit, Gliederschmerzen und allgemeines Unwohlsein.
Offenbar ist der Pilz auch wirksam gegen Staphylokokken (Ying 1987). Diese Bakterienart ist mittlerweile resistent gegen viele Antibiotika, man spricht dann von multiresistenem Staphylococcus aureus, kurz MRSA. Der Bakterienstamm ist mittlerweile zu trauriger Bekanntheit gelangt.
Der vielseitige Austernpilz Pleurotus zeigt eine bemerkenswerte Wirkung bei der Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels. Er enthält das zur Arzneigruppe der Statine zählende Lovastatin, dass die Cholesterinsynthese in der Leber hemmt. Hierzu empfiehlt sich die tägliche Einnahme von etwa 5 – 10 g des getrockneten Pilzes oder der entsprechenden Menge an Pilzextrakt in Kapselform. Der empfohlene Wirkstoffgehalt steckt auch in 50 – 100g Frischpilz. Betroffene Patienten sollten bei der Einnahme des Pilzes vorsichtshalber ihren behandelnden Arzt davon in Kenntnis setzen. Der Arzneistoff Lovostatin wurde aus Pleurotusarten gewonnen und ist ein gut wirksames cholesterinsenkendes Medikament (Endo, 1988).
Kurzbeschreibung der medizinischen Wirkung
- Hemmwirkung gegenüber Tumoren
- Cholesterinsenkung
- Immunmodulation
- Antiviral
- Radikalfänger
- Zur Behandlung von Beschwerden der Muskeln und Sehnen
- Osteoporosevorbeugung
- Verdauungsfördernd
Mehr Wissenswertes zum Vitalpilz Pleurotus ostreatus (Austernseitling)
Die Familie der Austernsaitlinge umfasst ca. 50 unterschiedliche Arten, die fast überall auf der Erde zu finden sind. Erkennen kann man die Pilze an ihrer muschelförmigen und treppenartig angeordneten Wuchsform. Sie gehören zu den Weißfäulepilzen, das bedeutet, sie sind in den Wäldern für den Abbau und das Recycling von abgestorbenen Bäumen zuständig. Neben ihrer „Holzkost“ sind Austernpilze auch der einen oder anderen Fleischmahlzeit nicht abgeneigt und ernähren sich zusätzlich von winzigen Fadenwürmern, die sie mit einem Toxin vergiften. Dann sprossen Pilzhyphen in den winzigen Wurm und verdauen ihn durch freigesetzte Enzyme.
Durchschnittliche Zusammensetzung und Nährwerte von 100 g Trockenmasse:
Brennwert/Kalorien: | 360 |
Eiweiß/Protein, g/100g: | 27,25 |
Fett, g/100g:Davon gesättigte Fettsäuren, g/100g :Davon ungesättigte Fettsäuren,g/100g : | 2,75 – 0,20 – 1,32 |
Kohlenhydrate, g/100g: | 56,53 |
Ballaststoffe, g/100g: | 33,40 |
Vitamin B1 (Thiamin), mg/100g: | 0,16 |
Vitamin B2 (Riboflavin), mg/100g: | 2,04 |
Vitamin B3 (Niacin), mg/100g: | 54,30 |
Vitamin B5 (Panthothensäure) , mg/100g: | 12,30 |
Vitamin D, ug/100g: | 116 |
Kupfer, mg/100g: | 1,69 |
Eisen, mg/100g: | 9,1 |
Selen, mg/100g | 0,035 |
Kalzium, mg/100g: | 20 |
Kalium, mg/100g: | 2700 |
Tabelle aus: Stamets, Paul:Mycelium Running: How Mushrooms Can Help Save the World; Speed Press Berkely 2005, S: 202-203
Literatur:
Guthmann (2020) – Heilende Pilze die Arten der Welt, 2. Aufl. Quelle Meyer Verlag
Kappl, Rebensburg (2020) Gesund mit Heilpilzen, Riva Verlag, München
Alarcon J. et. al. (2003): Production and Purification of Statins from Pleurotus ostreatus (Basidiomycetes) Strains, Z. Naturforsch. 58c, 62 – 64
Bobek P. et al. (1998) Dose- and Time-Dependent Hypocholesterolemic Effect of Oyster Mushroom (Pleurotus ostreatus) in Rats, Nutrition 14(3): 282 – 286
Bobek P. et al. (1999) Hypocholesterolemic and antiatherogenic effect of oyster mushroom (Pleurotus ostreatus) in rabbits. Molecular Nutrition/Food Research 43(5): 339 – 342
Wang H. et al. (2000) A new lectin with highly potent antihepatoma and antisarcoma activities from the oyster mushroom Pleurotus ostreatus. Biochem. Biophys. Res. Commun. 275(3): 810 – 816
Wang H. et al. (2000) Isolation of a Novel Ubiquitin-like Protein from Pleurotus ostreatus Mushroom with Anti-Human Immunodeficiency Virus, Translation-Inhibitory, and Ribonuclease Activities.” Biochemical and Biophysical Research Communications, 276(2): 587 – 593