Vitalpilz Zunderschwamm – Fomes fomentarius
Der Zunderschwamm – Ökologie und Biologie
Fomes fomentarius – der Zunderschwamm ist ein Pilz der parasitär als Folgezersetzer auf Laubbäumen wächst. In alten unbewirtschafteten Wäldern ist der Zunderschwamm häufig und kommt auf der ganzen Nordhalbkugel vor. Seine bevorzugten Wirtsbäume sind Buche, Eiche, Birke oder Ahorn. Er bildet mehrjährige Fruchtkörper, die ein Alter von bis zu 30 Jahren und dabei eine beachtliche Größe erreichen können. Die Farbe der Fruchtkörper schwankt zwischen silbergrau und schwarz. Der Fruchtkörper bleibt fest mit dem Stamm verwachsen, auch über den Tod des Wirtsbaumes hinaus. Menschen nutzen den Zunderschwamm schon seit Urzeiten zur Feuergewinnung und als Heilmittel.
Der Zunderschwamm ein Vitalpilz mit langer Nutzung
Die lange Nutzung des Zunderschwamms durch den Menschen bestätigt eindrucksvoll der Fund des Gletschermannes „Ötzi“. Dieser prähistorische Mensch hatte bei seiner Wanderung über die Alpen mehrere Stücke des Zunderschwamms im Gepäck. Mittlerweile werden zwei Gründe dafür diskutiert. Erstens kann man mit entsprechend präparierten Pilzstücken und beispielsweise Pyrit als Funkenquelle ein Feuer entfachen. Es könnte aber auch sein, dass ihm der Pilz zusammen mit dem ebenfalls gefundenen Birkenporling als Tee zubereitet als linderndes Mittel gegen (parasitäre) Darmbeschwerden diente. Oder aber er nutzte die Pilze als Talisman oder für den rituellen Gebrauch. Die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes, das sogenannte Trama beginnt bereits mit wenigen Funken zu glimmen. Durch diesen Verwendungszweck hat der Pilz auch seinen Namen.
In Sibirien ist auch die Verwendung des Zunderschwamms als Tabakersatz belegt. Aus der Trama können des weiteren lederartige Kleidungsstücke und Kopfbedeckungen hergestellt werden. In Japan werden durch den Rauch des Pilzes böse Geister vertrieben und als Räuchermittel verwenden ihn bis heute die Imker.
Die Medizinische Verwendung
Seltsam, obwohl der Zunderschwamm ein heimischer Heil- und Vitalpilz ist, ist er weit weniger bekannt als der Reishi – oder Glänzende Lackporling. Im Mittelalter wurde dieser Vitalpilz häufig in Form sauber verarbeiteter Zunderlappen zur Stillung von Blutungen und zum Verbinden von Wunden verwendet. Ebenso wie die Lackporlinge, ist der Zunderschwamm ebenfalls ein Porling und hat, wie eine Vielzahl andere Porlinge auch, weitere beeindruckende Heilwirkungen. Bereits die alten Griechen haben den Pilz erwähnt und im Mittelalter wurde Fomes fomentarius bei der Tuberkulose verwendet. Die TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) nutzt den Zunderschwamm ebenfalls bei Erkrankungen der Lunge und solchen des Magens. Er gilt als mild und leicht bitter im Geschmack.
Eine Reihe von Forschungsarbeiten empfiehlt den Zunderschwamm außerdem bei Speiseröhren-, Magen-, und Gebärmutterkrebs. In Japan wird dem Zunderschwamm eine harntreibende und fiebersenkende Wirkung zugeschrieben, weitere Anwendungsgebiete sind Augenentzündungen, Lungentuberkulose und Verstopfung.
Kurzbeschreibung der medizinischen Wirkung
- Wundheilungsfördernd
- Blutungsstillend
- Entzündungshemmend
- Antibakteriell
- Antiviral
- Immunmodulation
- Bei Asthma und Lungenerkrankungen
- Bei Blasenleiden
- Bei Regelbeschwerden
- Bei Speiseröhren-, Magen- und Gebärmutterkrebs
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